Rainhard Fendrich in Stuttgart – Ein Abend zwischen Ironie, Identität und Emotion
Es gibt Künstler, bei denen spürt man sofort: Das ist mehr als ein Konzert. Rainhard Fendrich gehört dazu. An diesem Dienstagabend in Stuttgart war er nicht nur Musiker, sondern auch Geschichtenerzähler, Kommentator, Wiener Grantler mit Schmäh – und ein Mann, der auf 45 Jahre Bühnenkarriere zurückblickt, ohne sich darin zu verlieren. In der Porsche-Arena warteten knapp 3.000 Fans, und gleich der erste Akkord zeigte: Hier sind Menschen gekommen, die diese Lieder seit Jahrzehnten begleiten. Die Augen glänzten, viele sangen jede Zeile mit, als sei sie ihnen selbst passiert.
Fendrich, der im Februar 70 wurde, präsentierte gleich sieben Songs seines neuen Albums „Nur ein Wimpernschlag“ – durchaus starke Stücke, getragen von Lebenserfahrung und Melancholie. Doch die größten Reaktionen kamen bei den Klassikern. Kein Wunder: „Tango Korrupti“ zündete mit seiner scharfen Gesellschaftskritik, „Macho Macho“ verwandelte die Halle in eine fröhlich gröhlende Karikatur auf Männlichkeit.
Besonders launig wurde es bei „Strada del sole“. Bevor er den Sommerhit anspielte, erzählte Fendrich augenzwinkernd, dass er die titelgebende Straße nie selbst gefahren sei – der Song sei in einer Pizzeria am Wolfgangsee entstanden. Typisch Fendrich: ein bisschen Selbstironie, ein bisschen Fernweh, viel Menschenkenntnis.
45 Jahre Rainhard Fendrich Live – Nur ein Wimpernschlag in Stuttgart
Den emotionalen Höhepunkt des Abends markierte „I am from Austria“. Fendrich sprach offen darüber, dass er den Song lange nicht mehr singen wollte – zu viel sei um die Bedeutung gestritten worden. Fußballstadien, nationalistische Gruppen – irgendwann war ihm das Lied fremd geworden. Dass er es jetzt wieder singt, mit spürbarer Ehrlichkeit, wirkte wie ein kleines Zurückerobern. Die Fans dankten es mit Gänsehaut-Stille in der ersten Strophe und tosendem Mitsingen im Refrain.
Aber Fendrich wäre nicht Fendrich, wenn er nicht auch für Werbung in eigener Sache Platz fände: Für Wien, für den Schmäh, für das Wiener Nachtleben („Wien bei Nacht“ ließ grüßen). Er plauderte, grinste, stichelte – und traf dabei immer wieder ins Herz. Mit „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“ endete ein Konzert, das zwischen Nostalgie und Gegenwart, zwischen politischer Haltung und persönlicher Wärme oszillierte. Und auch wenn Fendrich sang, dass alles „nur ein Wimpernschlag“ sei – dieser Abend bleibt.
MK Schechler
Zum Anschauen der Foto-Galerie auf erstes Bild klicken und dann mit Pfeiltaste rechts durchblättern.
Rainhard Fendrich
„45 Jahre Rainhard Fendrich Live – Nur ein Wimpernschlag“
Porsche-Arena | Stuttgart
Di. 29.04.2025 | 20:00 Uhr
Lokaler Veranstalter:
Music Circus Concertbüro – Charlottenplatz 17 – 70173 Stuttgart – www.musiccircus.de
Setlist
Set 1:
1. Zweierbeziehung
2. Vogelfrei
3. Es tuat so weh, wenn ma verliert
4. Vü schöner is des G’fühl
5. Auf und davon
6. Der Wind
7. Wien bei Nacht
8. Von Zeit zu Zeit
9. Zwischen Eins und Vier
10. Die, die wandern
11. Strada del sole
12. Nachtzug nach Jesolo
13. Manchmal denk i no an di
14. Warteschleife
15. Tango Korrupti
16. I am from Austria
Set 2:
17. Kein schöner Land
18. Tränen trocknen schnell
19. Schwarzoderweiß
20. Malibu
21. Frieda
22. Nie wieder jung sein
23. Midlife Crisis
24. Schickeria
25. Blond
26. Macho Macho
27. Nur ein Wimpernschlag
Zugaben:
28. Es lebe der Sport
29. Oben ohne
30. Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk
31. Schöne Aug’n
32. Hoit mi
33. Nie mehr Krieg
#RainhardFendrich #musiccircusconcertgmbh #MachoMacho #IamfromAustria #NureinWimpernschlag #45JahreLive
